Die Speiseröhre unter der Lupe


Bei Sodbrennen steigt Säure aus dem Magen in die Speiseröhre, was zu Schäden und Entzündungen an der dortigen Schleimhaut führen kann. Um dies zu untersuchen, kann der Arzt die Speiseröhre zum Beispiel mithilfe der Ösophagoskopie (Speiseröhrenspiegelung) betrachten.

Die Ösophagoskopie ist wie die Gastroskopie (Magenspiegelung) eine endoskopische Untersuchung. Um das Innere der Speiseröhre „auszuleuchten“, führt der Arzt einen langen Schlauch mit eingebauter Lampe und winziger Kamera über den Mund in die Speiseröhre ein.

Dieses Endoskop (von den griechischen Bezeichnungen für „innen“ und „beobachten“) überträgt ein vergrößertes Bild des Speiseröhreninneren auf einen Monitor. Auf dem Bild ist zu sehen, ob die Schleimhaut intakt ist oder ob zum Beispiel Schäden wie Verletzungen, Entzündungen oder Krampfadern vorliegen.

Die Ösophagoskopie kann auch im Rahmen einer Magenspiegelung stattfinden. Dabei wird nicht nur die Speiseröhre, sondern auch der Magen auf Krankheiten untersucht.

Wann ist eine Ösophagoskopie anzuraten?


Eine Ösophagoskopie wird vor allem dann vorgenommen, wenn die Schleimhaut der Speiseröhre langfristig angegriffen ist, zum Beispiel bei der Refluxkrankheit. Denn besteht Säurerückfluss aus dem Magen in die Speiseröhre über mehrere Jahre hinweg, kann sich das Risiko für Krebs erhöhen.

Symptome der bösartigen Wucherungen treten in der Regel erst spät auf, daher ist eine Ösophagoskopie wichtig, um mögliche Krebsvorstufen oder einen bereits bestehenden Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) ausschließen zu können. Aber auch andere Beschwerden wie Schluckstörungen (Dysphagien) haben ihre Ursache mitunter in der Speiseröhre. Die Ösophagoskopie kann dann zur Diagnose dienen.

Die Ösophagoskopie ermöglicht unter anderem den Befund dieser Erkrankungen:

  • Refluxerkrankung (regelmäßiger Rückfluss des Mageninhalts in die Speiseröhre)
  • Entzündung der Speiseröhren-Schleimhaut (Ösophagitis) zum Beispiel durch Pilze oder Viren
  • Zenker-Divertikel (krankhafte Aussackungen der Speiseröhre; ein häufiges Symptom ist Mundgeruch)
  • Fremdkörper in der Speiseröhre (eventuell Entfernung während der Untersuchung möglich)
  • Achalasie (Probleme mit den Speiseröhrenmuskeln, die sich unter anderem durch Schluckstörungen zeigen)
  • Krampfadern (Varizen) in der Speiseröhre (oft treten Blutungen auf)

Neben der Diagnose von Krankheiten kann die Ösophagoskopie auch für kleinere therapeutische Eingriffe genutzt werden, zum Beispiel zur Erweiterung von Engpässen in der Speiseröhre. Außerdem kann der Arzt eine Gewebeprobe zur weiteren Untersuchung entnehmen.

Gut zu wissen:

In einigen Fällen gibt die Ösophagoskopie zu wenig Anhaltspunkte, um einen Befund zu stellen. Im Anschluss an die Spiegelung macht der Arzt dann eventuell eine pH-Metrie der Speiseröhre. Bei dieser Untersuchung kann mithilfe einer Sonde über 24 Stunden hinweg überprüft werden, ob und wie viel Säure in die Speiseröhre zurückfließt. Außerdem kann mithilfe der Speiseröhrendruckmessung (Ösophagus-Manometrie) untersucht werden, ob der untere Speiseröhrenmuskel nicht mehr richtig schließt oder ob Probleme mit der Beweglichkeit der Speiseröhre bestehen.

Ein weiterer, drängender Grund für eine Ösophagoskopie ist das plötzliche, schwallartige Erbrechen von Blut – eine möglicherweise lebensgefährliche Situation, da der Patient schnell viel Blut und Flüssigkeit verliert.

Dahinter können unter anderem geplatzte Krampfadern in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) stecken, die durch Durchblutungsstörungen in der Leber entstehen.

Bei einer Notfallendoskopie kann der Arzt die Blutungen stoppen. Um dies zu erreichen, können zum Beispiel Kunststoffclips eingesetzt werden, welche die Krampfadern abbinden. Auch Medikamente, die den Blutdruck in der Leber senken, helfen, die Blutung zu stillen.

Welche Eingriffe sind während der Ösophagoskopie möglich?


Während der Endoskopie lassen sich mit Instrumenten, die durch einen Kanal im Endoskop geschoben werden, kleinere Eingriffe vornehmen. Häufig entnimmt der Arzt mit einem Greifarm Gewebeproben (Biopsien) der Schleimhaut, die im Labor untersucht werden, um zum Beispiel Tumoren oder eine Besiedlung mit Bakterien auszuschließen. Außerdem kann der Arzt überschüssiges Gewebe abtragen, zum Beispiel gutartige Wucherungen.

Stellt der Arzt Verengungen (Stenosen) fest, besteht die Möglichkeit, die Speiseröhre noch während der Ösophagoskopie zu weiten. Eine geeignete Methode ist die sogenannte Stent-Therapie. Dabei werden kleine Röhrchen aus Metall (sogenannte Stents) als Stütze eingeführt, die sich an der verengten Stelle öffnen und damit die Engstelle beseitigen.

Das erwartet Sie bei einer Speiseröhrenspiegelung


Eine Ösophagoskopie wird in der Regel ambulant durchgeführt. Das heißt, ein Patient wird in der Klinik oder Facharztpraxis direkt behandelt und kann nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen. Es handelt sich um einen unkomplizierten Routineeingriff, der keine Schmerzen bereitet.

Trotzdem ist das Einführen des Schlauchs für einige Patienten unangenehm. Auf Wunsch des Patienten kann der Arzt den Rachen daher leicht betäuben, so wird der Würgereiz abgeschwächt oder ganz unterdrückt. Manchmal wird die Untersuchung auch unter Vollnarkose durchgeführt.

Was ist bei der Vorbereitung zu beachten? Während der Ösophagoskopie muss der Patient nüchtern sein. Daher sollten Sie etwa sechs Stunden vor der Untersuchung nichts mehr essen und trinken.

Was passiert während der Untersuchung? Der Patient liegt auf der linken Köperseite und erhält einen Beißring in den Mund, der verhindert, dass der Schlauch durch die Zähne beschädigt wird. Im Anschluss erfolgt das Schlucken des Endoskops. Während der Untersuchung wird der Patient vom Personal betreut und die Sauerstoffsättigung des Bluts sowie der Puls überwacht.

…und nach der Untersuchung? Nach der Ösophagoskopie muss der Patient noch eine Weile vor Ort bleiben. Innerhalb von zwei Stunden nach dem Eingriff sollten Sie nichts essen oder trinken und auch das Rauchen unterlassen. Am Tag selbst sollten Sie nicht Autofahren und keine Maschinen bedienen, da ein Betäubungsmittel die Reaktionsfähigkeit noch einige Zeit nach der Verabreichung einschränken kann.

Mögliche Komplikationen bei einer Ösophagoskopie


Komplikationen durch eine Ösophagoskopie sind relativ selten. Trotzdem handelt es sich um einen Eingriff, der manchmal unerwünschte Folgen nach sich ziehen kann. Manche Patienten erleiden während der Untersuchung kleine Verletzungen von Zähnen oder der Schleimhaut von Mund, Rachen, Kehlkopf und Speiseröhre.

Daneben kann eine Stelle, an der Gewebe entnommen wurde, leicht bluten. Nach der Ösophagoskopie haben manche Patienten außerdem Schluckbeschwerden, Halsschmerzen oder leichte Heiserkeit. Diese Erscheinungen sind allerdings unbedenklich und verschwinden nach einigen Stunden meist wieder von selbst.

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Romina Enz Medizinische Fragestellungen sowie die Biologie des Menschen zählten schon immer zu ihren Leidenschaften – ein Grund, weshalb die Biologin Romina Enz von 2017 bis 2021 bei kanyo® arbeitete. Die tägliche Auseinandersetzung mit aktuellen Themen der Medizin in Kombination mit der Texterstellung bieten ihr als medizinische Online-Redakteurin die optimale Mischung aus Naturwissenschaft und Kreativität. Romina Enz Medizinredakteurin und Biologin kanyo® mehr erfahren