Die Stationen der Fettverdauung und Kohlenhydratverdauung


Sowohl bei der Fett- als auch bei der Kohlenhydratverdauung werden mehrere Stationen durchlaufen. Diese sind:

Die erste Station – der Mund:

Der Verdauungsprozess unserer Mahlzeiten generell beginnt bereits im Mund. Der Geruch und der Anblick einer leckeren Mahlzeit regen – ebenso wie das Kauen – den Speichelfluss an, was dazu führt, dass die Speisen besser durch die Speiseröhre (den Ösophagus) in den Magen gelangen.

Schon während das Essen im Mund mit dem Speichel durchmischt wird, beginnt die enzymatische Fettverdauung durch die sogenannte Zungengrundlipase.

Ebenfalls im Speichel befindet sich ein Enzym, welches an der Verdauung von Kohlenhydraten beteiligt ist. Die sogenannte α-Amylase sorgt dafür, dass Kohlenhydrate in kleinere Bausteine zerlegt werden.

Da Kohlenhydrate aus vielen aneinandergereihten Einfachzuckern (Monosaccharide) bestehen, werden sie auch als Mehrfachzucker (Polysaccharide) bezeichnet. Beim Abbau durch die α-Amylase entstehen Zweifachzucker (Disaccharide). Diese verleihen zum Beispiel unserem Brot bei längerem Kauen den süßen Geschmack.

Die zweite Station – der Magen:

Die Fettverdauung führt der Körper im Magen durch die sogenannte Magenlipase fort. Zusätzlich sorgt die Magenbewegung dafür, dass sich die Nahrung durchmischt. Die Verdauung von Kohlenhydraten pausiert im Magen dann zunächst. Dies liegt am sauren Milieu, welches durch die Magensäure entsteht und für eine Hemmung der α-Amylase sorgt.

Tipp:

Gewürze wie Pfeffer, Paprika oder Senf führen zu einer gesteigerten Speichelproduktion und einer erhöhten Aktivität der α-Amylase. Die wiederum ist wichtig bei der Verdauung von Kohlenhydraten. Wer also seine Speisen etwas würzt, kann dadurch seine Kohlenhydratverdauung anregen.

Station drei und vier – Zwölffinger- und Dünndarm:

Der Hauptteil der Fettverdauung findet im anschließenden Zwölffingerdarm und im oberen Dünndarm statt. Hier bereitet die, in der Leber gebildete und in der Gallenblase zwischengespeicherte, Gallenflüssigkeit die Fette weiter vor und macht sie besser angreifbar für die Lipasen.

Diese spalten Fette in kleinstmögliche Teile, damit das Lymphsystem diese über die Darmwand aufnehmen kann. Danach werden sie über die Blutbahn zum Beispiel zu unseren Muskeln oder in die Leber transportiert, wo sie als Energielieferanten entweder sofort verbraucht oder zwischengespeichert werden.

Wussten Sie schon?

Besitzen wir zu wenige Lipasen, kann das bei fettreicher Ernährung zu Durchfall oder einem glänzenden Fettstuhl (Steatorrhoe) führen. Die Fettsäuren werden nicht ausreichend gespalten, weswegen die Fettverdauung schlechter vonstattengeht. Dadurch gelangen die Fette in den Dickdarm, anstatt in die Lymphe und ins Blut. Deswegen entstehen dort Beschwerden wie Durchfall oder Bauchschmerzen.

Damit Kohlenhydrate ins Blut aufgenommen werden können, müssen die Nährstoffe durch weitere Enzyme in Einfachzucker zerlegt werden. Die Pankreas-Amylasen sorgen für die weitere Kohlenhydratverdauung. Sie stammen aus der Bauchspeicheldrüse und werden in den Zwölffingerdarm ausgeschüttet.

Der Zusammenhang zwischen Magenproblemen und der Fettverdauung


Eine der häufigsten Magenbeschwerden, die durch Essen verursacht wird, ist der Reflux: Wenn die Magensäure über den Schließmuskel am Mageneingang in die Speiseröhre tritt und das lästige Sodbrennen auslöst, ist häufig falsches oder übermäßiges Essen der Grund.

Sie leiden unter Sodbrennen und fragen sich, warum gerade die Sonntagsgans Magenbeschwerden verursacht, das gegrillte Steak aber nicht? Das liegt zum einen an der Zubereitungsweise, zum anderen an den Nährstoffbestandteilen der Speisen.

Bei zu großen, fettreichen Gerichten wie der Sonntagsgans, ist Sodbrennen bei einigen Menschen vorprogrammiert, weil der Körper mit der Fettverdauung überfordert ist. Befinden sich im Magen viele Fette, die verdaut werden müssen, verzögert dies die Magenentleerung und kurbelt gleichzeitig die Magensäureproduktion an.

Wenn man zusätzlich noch übermäßig viel Essen zu sich nimmt, drückt der Speisebrei auf den Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre, was die Entwicklung von Reflux verstärken kann.

Bei weniger fettigen Gerichten, wie beispielsweise dem gegrillten Steak, entsteht meist kein Sodbrennen. Ein Steak hat generell weniger Fett als eine Gans und beim Grillen wird zudem in der Regel kein Fett verwendet. Der Körper ist also mit der Fettmenge nicht überfordert und die Fettverdauung kann optimal ablaufen.

Zucker, Fett und Salz in vielen Fertigprodukten

Personen, denen bekannt ist, dass sie nach dem Verzehr von fettreichen beziehungsweise sehr zuckerhaltigen Speisen zu Sodbrennen neigen, sollten wissen, dass häufig Fertigprodukte aus dem Supermarkt größere Mengen an Zucker, Salz und Fett enthalten. Warum die Lebensmittelhersteller diese Zutaten überhaupt verwenden, erklärt die Expertin im Interview.

Unterstützen Sie Ihre Fettverdauung


Um lästiges Sodbrennen so gut es geht zu vermeiden, ist die richtige Ernährung das Wichtigste. Wer die Fettverdauung beschleunigen und Sodbrennen vermeiden will, sollte folgende Tipps beachten:

  • Kurbeln Sie die Fettverdauung mit Heilpflanzen an: Artischockenblätter und Löwenzahn helfen dabei. Beide gibt es als Tees.
  • Um den Gallenfluss zu fördern und damit die Fette schneller auf die Verdauung vorzubereiten, trinken Sie einen Pfefferminz- oder Kurkumatee.
  • Für eine dauerhaft bessere Fettverdauung sind Bitterpflanzen geeignet. Diese können in Form von Tropfen oder getrocknet als Tee eingenommen werden. Allerdings sind diese Hilfsmittel nur zu empfehlen, wenn Sie nicht an Sodbrennen leiden. Bitterpflanzen steigern nämlich die Magensaftproduktion, wodurch sie zwar die Fettverdauung anregen, aber auch Sodbrennen fördern können.
  • Stellen Sie beim Essen sicher, dass Sie vorrangig ungesättigte Fettsäuren verwenden. Diese sind in nativen Pflanzenölen, Avocados, Trockenfrüchten, Fisch und Nüssen enthalten. Gesättigte Fettsäuren wie sie in tierischen Produkten vorkommen, können schlechter verdaut werden, weswegen Sie diese meiden sollten.

Fett sparen – so einfach geht‘s

Um den Körper bei der Fettverdauung nicht zusätzlich zu belasten, gibt es einige Tipps:

  • Geflügel mit Haut sowie Fleisch mit Fettrand nicht in zusätzlichem Fett braten
  • Salatdressing mit Joghurt anstatt Mayonnaise
  • Pfanne mit Öl auspinseln anstatt großzügig damit zu benetzen
  • Spiegeleier mit Mineralwasser braten
  • Fett aus Soßen oder Suppen abschöpfen
  • Gemüse andünsten statt braten

Zur Vorbeugung von Sodbrennen ist es neben solchen Hilfsmitteln grundsätzlich wichtig, langsam zu essen und kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich zu nehmen. Dann überfordern Sie Ihren Körper mit der Fettverdauung nicht so schnell. Dadurch muss der Magen weniger arbeiten und nicht auf einmal eine große Menge an Magensäure produzieren.

Fettverdauung und Vitaminmangel

Fette liefern unserem Körper auch bestimmte Vitamine (A, D, E und K). Sie sind fettlöslich und können nur durch die Bindung an Fette aufgenommen werden.

Wenn die Fettverdauung nicht richtig vonstattengeht, hat das zur Folge, dass die ungespaltenen Fette (in denen sich die gelösten Vitamine befinden) nicht von der Darmschleimhaut aufgenommen werden können.

Deswegen kann es passieren, dass der Körper nicht ausreichend mit Vitaminen versorgt wird, obwohl Sie diese zu sich genommen haben.

Der Aufbau von Fetten und Kohlenhydraten


Fette (Lipide) und auch Kohlenhydrate sind wichtige Energielieferanten für unseren Körper. Um unsere täglichen Bewegungen und Aktivitäten ausführen zu können, benötigen wir genügend Energie.

Kohlenhydrate sind Mehrfachzucker (Polysaccharide) und bestehen aus mehreren sogenannten Einfachzuckern (Monosacchariden). Um über die Kohlenhydratverdauung Energie zu gewinnen, zerlegen Verdauungsenzyme die Kohlenhydrate in kleine Bestandteile, welche dann über den Darm aufgenommen werden.

Schon gewusst?

Je einfacher der Zucker, also je weniger Zuckermoleküle für den Aufbau verantwortlich sind, desto schneller wird er verwertet. Das ist der Grund, warum die Energie von purem Haushaltszucker (Einfachzucker) schneller ins Blut gelangt, als die eines Vollkornbrots (Mehrfachzucker). Ein Vollkornbrot hält deswegen auch viel länger satt und man kommt mit weniger Mahlzeiten aus.

Fette sind im Vergleich zu Kohlenhydraten und Eiweißen die größten Energielieferanten. Zudem bestehen wichtige Teile unseres Körpers aus Fett – zum Beispiel die Schutzhülle unserer Nerven oder die sogenannten Steroidhormone, zu denen beispielsweise unsere Sexualhormone Östrogen und Testosteron zählen.

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Fette sind durch ihre Größe wasserunlöslich, weswegen das Blut sie nicht aufnehmen kann. Im Gegensatz zur Verdauung von Kohlenhydraten nimmt hier der Darm beziehungsweise das Lymphsystem die Fette auf. Danach werden die Fette durch Enzyme weiter in freie Fettsäuren gespalten und an Proteine gebunden, sodass die sogenannten Lipoproteine dann problemlos vom Blut aufgenommen und weitertransportiert werden können.

Zu beachten: Ein zu hoher Blutfettwert ist ungesund und kann auf Dauer zu einer Verstopfung der Blutgefäße führen.

Anders als bei der Kohlenhydratverdauung setzen sich Fette aus drei Fettsäuren und einem sogenannten Glycerol-Molekül zusammen, weswegen sie auch Triglyceride heißen. Verdauungsenzyme zerlegen sie bei der Fettverdauung in ihre kleinsten Bestandteile.

Später werden sie über die Darmlymphe und nach der Bindung an Proteine in das Blut aufgenommen. Nehmen wir einen Überschuss an Fetten zu uns, gelangt er über das Blut in das Fettgewebe und lagert sich dort an.

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Romina Enz Medizinische Fragestellungen sowie die Biologie des Menschen zählten schon immer zu ihren Leidenschaften – ein Grund, weshalb die Biologin Romina Enz von 2017 bis 2021 bei kanyo® arbeitete. Die tägliche Auseinandersetzung mit aktuellen Themen der Medizin in Kombination mit der Texterstellung bieten ihr als medizinische Online-Redakteurin die optimale Mischung aus Naturwissenschaft und Kreativität. Romina Enz Medizinredakteurin und Biologin kanyo® mehr erfahren