Sodbrennen: Das passiert im Körper


Sodbrennen – das ist doch das unangenehme Brennen hinter dem Brustbein? Ja. Aber es können durchaus noch weitere Symptome auftreten, wie

Dabei tritt Sodbrennen immer dann auf, wenn Magensäure in die Speiseröhre gelangt. Dort hat sie aber nichts zu suchen. Im Magen sorgt sie dafür, dass die aufgenommene Nahrung zerkleinert und für die Verdauung vorbereitet wird. Der Magen an sich ist gegen die saure Flüssigkeit gut geschützt – die Speiseröhre jedoch nicht. Gelangt die Magensäure dorthin, ist das typische Brennen zu spüren.

Im Allgemeinen kann als Ursache für Sodbrennen Verschiedenes infrage kommen, beispielsweise

  • wenn ein Zuviel an Magensäure vorhanden ist,
  • sich die Magensäure in der Speiseröhre befindet oder
  • eine Motilitätsstörung vorliegt, sprich eine verlangsamte Magenbewegung.

Darüber hinaus können Ereignisse wie eine Schwangerschaft ebenfalls eine Rolle spielen – und vermehrt das Alter. Doch warum ist Sodbrennen bei Senioren so häufig vertreten?

Die Muskulatur des Verdauungstrakts – ein Risikofaktor


Sodbrennen kennt kein Alter, sowohl junge als auch ältere Menschen können davon betroffen sein – eigentlich. Denn etwa ab dem 50. Lebensjahr tritt Sodbrennen vermehrt auf.

Ein möglicher Grund ist, dass sich mit zunehmendem Alter die Muskulatur verändert: Die Muskeln verlieren immer mehr an Kraft. Das Tückische daran: Der Verdauungstrakt besteht aus einer ganzen Reihe von Muskeln.

Der Verdauungstrakt ist von einer starken Muskulatur umgeben, die sich wellenförmig zusammenziehen kann – auch Peristaltik genannt. Die Aufgabe dieser Bewegung ist es, die Nahrung zunächst durch die Speiseröhre und im Anschluss daran durch den sogenannten ösophagealen Sphinkter (UÖS) zu schieben – bis der Nahrungsbrei im Magen landet, wo er der Magensäure begegnet.

Damit die saure Flüssigkeit nicht zurück in die Speiseröhre fließen kann, verschließt sich der UÖS wieder. Tut er das nicht oder nur halbherzig, kommt es zum Rückfluss der Magensäure (Reflux) – und dem bekannten Brennen in der Speiseröhre.

Und was bedeutet das nun für ältere Menschen?

  • Lässt die Muskulatur nach, betrifft das auch den UÖS. Die Folge: Das Risiko von Reflux erhöht sich.
  • In der Regel zieht sich der Speiseröhrenmuskel kräftig zusammen, sobald es zu einem Rückfluss der Magensäure kommt, und versucht, dadurch die Flüssigkeit zurückzuschieben. Bei älteren Menschen kann es sein, dass die Spannkraft dafür nicht mehr ausreicht.

Während Betroffene gegen den körperlich bedingten Abbau von Muskulatur etwas tun können und beispielsweise Arme, Beine oder Bauchmuskeln im Fitnessstudio trainieren, sind einem bei der Verdauungsmuskulatur – sportlich gesehen – bislang die Hände gebunden.

Weniger Speichel = Sodbrennen?


Im menschlichen Körper gibt es eine Vielzahl an Drüsen – für altersbedingtes Sodbrennen sind aber vor allem die großen Speicheldrüsen interessant. Genauer gesagt sind es drei Paare:

  • die große Ohrspeicheldrüse (Glandula parotis) in der Kieferkrümmung
  • die Unterkieferspeicheldrüse (Glandula submandibularis) unterhalb des Kiefers
  • die Unterzungenspeicheldrüse (Glandula sublingualis) im Mundboden

Die drei Drüsen produzieren Speichel, der unter anderem dafür sorgt, dass Zunge sowie Mundschleimhaut feucht gehalten werden und die Nahrung leichter herunterrutschen kann.

Und bei Sodbrennen? Speichel hat einerseits die Aufgabe, die Magensäure zu neutralisieren, andererseits das Hochgeflossene wieder hinunterzuschieben. Das Problem dabei: Je älter man wird, desto weniger Speichel wird hergestellt. In der Folge kann die saure Flüssigkeit länger in der Speiseröhre verbleiben.

Interessant:

Das Durstgefühl lässt mit zunehmendem Alter ebenfalls nach. Der Grund hierfür ist noch nicht gänzlich erforscht, es wird aber angenommen, dass mit Abnahme des Nervengewebes im Alter auch das „Durstzentrum“ im Gehirn betroffen ist. Das hat zur Folge, dass das Signal zum Trinken nachlässt und Senioren so die täglich erforderliche Trinkmenge häufig nicht erreichen.

Arzneimittel-Therapie: Ein möglicher Grund für altersbedingtes Sodbrennen


Arthritis, Bluthochdruck, Rheuma – im Alter können verschiedene Krankheiten nebeneinander auftreten, wodurch wiederum die Einnahme unterschiedlichster Medikamente steigt.

Und darin liegt häufig das Problem: In einigen Fällen ist es so, dass Sodbrennen von bestimmten Medikamenten ausgelöst wird. Meist handelt es sich dabei um enthaltene Wirkstoffe, die zu einer Erweiterung der Blutgefäße führen und die Spannkraft der Muskeln herabsenken – auch die des UÖS.

Arzneimittel, die Sodbrennen verursachen können, gehören beispielsweise zu folgenden Medikamentengruppen:

  • Herz-Kreislauf-Präparate
  • Asthma-Mittel
  • Rheuma- und Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR)

Stellen Betroffene einen Zusammenhang zwischen ihrer Medikamentengruppe und dem auftretenden Sodbrennen fest, sollten sie das Medikament aber keinesfalls eigenständig absetzen. Stattdessen ist es ratsam, den Arzt über die Vermutung zu informieren. Er kann eine genaue Untersuchung durchführen und auf alternative Mittel zurückgreifen.

Sodbrennen bei älteren Menschen erkennen


Für Ärzte ist Sodbrennen im Alter gar nicht so einfach festzustellen, da die Betroffenen oftmals unter mehreren Beschwerden gleichzeitig leiden. Allgemein nehmen Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen oder Völlegefühl mit dem Alter zu.

Aber auch Verstopfung tritt recht häufig auf, da die erschlaffende Muskulatur zur Folge hat, dass sich die Fortbewegung des Speisebreis verlangsamt und dieser dann länger im Dickdarm verbleibt.

Um eine genaue Diagnose zu stellen, ist es für den Arzt zunächst also wichtig, erst alle anderen Symptome auszuschließen. Schwierig wird das auch, weil das Hauptsymptom – der schubweise auftretende Schmerz – die Brust hinauf- und hinabwandern und einen Herzinfarkt recht gut imitieren kann. Ein Arzt wird daher zunächst einmal klären: Sodbrennen oder Herzinfarkt?

Ein weiteres Problem ist, das bei älteren Menschen die Schmerzempfindlichkeit nachlässt. Wer denkt, das sei positiv, irrt. Denn wer den Reflux-Schmerz nicht spüren kann, unternimmt nichts dagegen. Eine Nicht-Behandlung hat aber zur Folge, dass die saure Flüssigkeit der Speiseröhre immer mehr zusetzt – was beispielsweise zu einer Refluxösophagitis (Speiseröhrenentzündung) führen kann.

Bei Anzeichen wie Schluckbeschwerden, Atembeschwerden oder Brustschmerz, der nicht von einer Herzkrankheit hervorgerufen wird, sollten sich Betroffene von einem Arzt auf Sodbrennen untersuchen lassen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Sodbrennen im Alter


Im Grunde genommen unterscheidet sich die Behandlung von Sodbrennen bei älteren und jüngeren Menschen nicht groß. Folgende Möglichkeiten gibt es:

  • Lebensstil ändern: Betroffene setzen besser auf sodbrennenauslösende Nahrungsmittel verzichten. Kleinere Portionen über den Tag verteilt, empfehlen sich ebenfalls.
  • Linderung verschaffen: Wer Sodbrennen hat, sollte seine Medikamente einmal unter die Lupe nehmen oder gleich einen Arzt fragen. Er kann, wenn nötig, alternative Mittel verschreiben.
  • Chirurgische Möglichkeiten: Ein operativer Eingriff ist nur in seltenen Fällen angebracht und wird auch erst dann angewandt, wenn alle anderen Behandlungsmethoden gescheitert sind.

Ältere Menschen sollten außerdem darauf achten, sich ausreichend zu bewegen. Das gilt auch für diejenigen, die in einem Seniorenheim untergebracht sind. Dort herrscht häufig eine hohe Bettlägerigkeit.

Für Sodbrennen ist dies eher negativ, denn der Rückfluss des sauren Mageninhaltes in die Speiseröhre wird so erleichtert. Betroffene oder Angehörige sollten daher darauf achten, dass das Kopfende etwas höher eingestellt ist und während der Mahlzeit eine aufrechte Sitzhaltung eingenommen wird.

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Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren